Die steigende Relevanz der Zusammenarbeit mit Personalberatungen im Kontext des demografischen Wandels
Der Mangel an qualifizierten Fachkräften ist akut und wird voraussichtlich weiter zunehmen
Der Begriff „Fachkräftemangel“ ist heute allgegenwärtig, von Start-ups bis hin zu großen Konzernen. Laut dem IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis hat Deutschland derzeit mit etwa zwei Millionen unbesetzten Stellen einen neuen Höchststand erreicht (1). Im Vergleich zum Sommerquartal 2022 ist die Anzahl offener Stellen um beeindruckende 8,8 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2021 verzeichneten wir sogar ein Wachstum von 17,5 Prozent (2).
Und dieser alarmierende Trend zeigt noch keine Anzeichen eines Endes. Statistische Daten verdeutlichen, dass der demografische Wandel weiterhin seine Spuren hinterlassen wird. Ein Blick auf die Entwicklung des demografischen Wandels in der untenstehenden Abbildung (3) zeigt, dass wir in Zukunft mit einem weiteren Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung rechnen müssen. Vor 1950 gab es durchschnittlich weit über eine Million Geburten pro Jahr, so die Bundeszentrale für politische Bildung. Seit 1970 ist dieser Wert kontinuierlich gesunken, und die „Babyboomer“-Generation geht nun vermehrt in den Ruhestand. Dies führt dazu, dass die verfügbare Arbeitskraft in Deutschland deutlich schrumpft (4).
Aktuelle Entwicklungen im Arbeitsmarkt
Laut den neuesten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) gingen im Jahr 2022 etwa 867.000 Personen in den Ruhestand (4). Das Statistische Bundesamt Deutschland (5) warnt jedoch davor, dass diese Zahl von der jüngeren Generation nicht ausreichend kompensiert werden kann. Hochrechnungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) prognostizieren, dass bis 2030 etwa 3,9 Millionen Menschen weniger auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sein werden. Bis 2060 wird sich diese Zahl auf 10,2 Millionen erhöhen (6).
Obwohl Deutschland Fortschritte in seiner Migrationspolitik verzeichnet, wie die Erfassung von rund 351.000 Personen aus Nicht-EU-Ländern mit befristeten Aufenthaltstiteln zum Zweck der Erwerbstätigkeit im Ausländerzentralregister (AZR) im Jahr 2022 (7), bestehen Zweifel, ob der derzeitige Stand ausreicht, um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen.
Diese Situation führt zu einem wachsenden Wettbewerb zwischen Unternehmen und voraussichtlich zu einem drastischen Rückgang qualifizierter Bewerbungen für offene Stellen.
Die Kosten nicht besetzter Stellen
Wenn Unternehmen auf die Unterstützung externer Partner wie Personalberatungen verzichten, kann die durchschnittliche Zeit, die benötigt wird, um eine freie Stelle zu besetzen, bis zu 151 Tage betragen (8). In dieser Zeit entstehen Kosten von bis zu 38.000,00 Euro (9). Viele sind sich nicht bewusst, dass der Großteil dieser Kosten durch die fehlende Arbeitskraft verursacht wird.
Der Mangel an Humankapital beeinträchtigt die Effizienz der laufenden Geschäftsprozesse. Dies kann zu unzufriedenen Kunden und Mitarbeiter*innen führen. Unzufriedene Kunden können zu schlechten (Online-)Bewertungen führen, was wiederum die Neukundengewinnung erschwert. Je länger eine Stelle unbesetzt bleibt, desto stärker leidet die Handlungs- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. In einem wettbewerbsstarken Marktumfeld können sich jedoch nur wenige lange und kostspielige Ausfälle leisten.
Veränderung in der Bewerbermentalität
Es wird immer Bewerbungen über eigene Stellenausschreibungen geben, aber die Qualität dieser Bewerbungen erfüllt oft nicht die Anforderungen der zu besetzenden Stelle. Dies ist teilweise auf die steigende Anzahl von offenen Stellen und dem stetig wachsenden Bedarf an Fachkräften in nahezu allen Branchen zurückzuführen. Immer mehr Menschen mit beruflichen Social-Media-Profilen werden direkt kontaktiert, ohne dass sie sich aktiv um einen neuen Job bemühen müssen. Und diese Erwartungshaltung wird durch den demografischen Wandel verstärkt.
Im Job sind sich viele Fachkräfte bewusst geworden, dass sie nicht mehr diejenigen sind, die sich proaktiv bewerben müssen. Die Nachricht eines Personalberaters oder Recruiters eines Unternehmens mit einer spannenden Vakanz landet in ihren Postfächern, ohne dass sie sich darum bemühen müssen.
Entlastung der Personalabteilungen durch Zusammenarbeit mit Personalberatungen
An genau diesem Punkt zeigt sich der Wert eines externen Partners. Personalberatungen können freie Stellen schnell und effizient besetzen. Ihr Fokus liegt ausschließlich auf der Stellenbesetzung, ohne die vielfältigen Aufgaben, die HR-Abteilungen bewältigen müssen, zu berücksichtigen.
Die Zusammenarbeit mit Personalberatungen bietet ein „Rundum-sorglos-Paket“ für das Recruiting von Fach- und Führungskräften, was HR-Abteilungen den Raum gibt, sich auf ihre Hauptaufgaben zu konzentrieren – das interne Wohl der Mitarbeiter*innen.
Laut der Sage-Studie „HR im Wandel – Ausblick auf 2024“ (10) leiden etwa 94 Prozent der befragten Personalleiter und Geschäftsführer unter hoher Arbeitsbelastung und Stress. Die Burnout-Rate wird auf etwa 79 % geschätzt.
Der Mehrwert einer Personalberatung
In Anbetracht der Herausforderungen in der Arbeitswelt und der Beschaffung von Fachkräften in der Zukunft sollten alle Branchen darüber nachdenken, wie sie sich aufstellen wollen. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Personalberatungen sollte langfristig ein wichtiger Bestandteil jeder Recruiting-Strategie in Unternehmen sein. Insbesondere in hoch spezialisierten Bereichen wie Data Science, Engineering, Machine Learning, SaaS und KI/AI.
Personalberatungen können durch direkte Ansprache eine entscheidende Rolle spielen. Durch den persönlichen Kontakt können sie Vertrauen aufbauen und Kandidat*innen intensiver betreuen als interne HR-Abteilungen. Dies ist besonders wichtig, da HR oft nicht über die Ressourcen verfügt, um dies in gleichem Maße zu tun.
Den Grundstein für Recruiting-Strategien der Zukunft legen
Unternehmen und HR-Abteilungen müssen sich auf unvorhergesehene Situationen vorbereiten. Die Chancen nutzen, um Recruiting-Strategien neu zu gestalten und zukunftsorientiert auszurichten, kann einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern legt den Grundstein für eine optimale Recruiting-Strategie in der Zukunft. Ein gutes Kennenlernen ermöglicht es, nicht nur fachliche Talente zu finden, sondern auch Kandidat*innen mit einem idealen „cultural fit“ für das Unternehmen auszuwählen.
Quellen:
(1) Kubis, Alexander. 09.03.23. IAB-Stellenerhebung für das vierte Quartal 2022
https://iab.de/presseinfo/stellenerhebung-viertes-quartal-2022/
(2) Reuter, Timo. 09.03.2023. Zahl der offenen Stellen steigt auf neuen Höchstwert
(3) Abbildung: Altersaufbau Bevölkerung 2021.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/demografie-mitten-im-wandel.html
(4) Thissen, Stefan. 17.07.23. Anteil der Altersrenten mit Abschlägen 2022 erneut gestiegen
(5) Bundeszentrale für politische Bildung. 18.10.2018 Geburtenziffer
(6) Statistisches Bundesamt. 04.08.22 Pressemitteilung Nr. 330
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_330_13.html
(7) Statistisches Bundesamt. 27.04.22 Pressemitteilung Nr. 165
(8) Bundesagentur für Arbeit. 09.2023 Eckwerte Arbeitsmarkt
(9) Stiefehagen, Kathrin – Stepstone. 27.04.22 Vakanzkosten
https://www.stepstone.de/e-recruiting/blog/vakanzkosten-unbesetzter-arbeitsplatz/
(10) Priebe Franziska – Sage. 04.0423. HR im Wandel – Ausblick auf 2024.